Projekte des Naturhistorischen Museums
An dieser Stelle möchten wie Ihnen unsere laufenden Projekte vorstellen. Neben unserer Ausstellungstätigkeit arbeiten wir am Hintergrund an der Digitalisierung unserer Bestände, der Entwicklung neuer Konservierungsstrategien und der Nutzung der Sammlungen als Forschungsmaterial.
Die Herbarbögen von Moosen, Farnen und vor allen Blütenpflanzen aus ganz Europa und Übersee sind von über 500 Floristen besonders im 19. Jahrhundert angelegt wurden. Die ältesten Sammlungsteile gehen bis auf das 17. Jahrhundert zurück. Das weitgehend unerforschte Material birgt wichtige Artennachweise für verschiedenste Regionen, vor allen in Thüringen. Das Ziel des Projektes bestand darin, die ca. 35.000 Belege im Herbarium des Museums konservatorisch korrekt zu lagern. Dies war dringend notwendig, um aufgrund des teils fragilen Pflanzenmaterials eine stoß- und druckfreie Lagerung gewährleisten zu können. Möglich wurde die Erstsicherung und Vepackung durch eine Projektförderung der Thüringer Staatskanzlei. In einem zweiten Schritt sollen die Herbare in Grafikbetten gelagert und digitalisiert werden, um sie für die Forschung zugänglich zu machen.
Unsere Sammlungsbestände bergen vielfach noch unerschlossenes Forschungspotential. Wir arbeiten intensiv daran, die Bestände sichtbarer zu machen und digital zu erschließen. Wissenschaftler soll zukünftig der Zugang zu den Belegen der Sammlungen, vor allem auch zu Typusmaterial, erleichtert werden. Eine besondere Rolle spielt dabei die fotografische Erfassung und die Eingabe von Metadaten in digiCULT, mit der ab 2021 begonnen wird.
Projekthintergrund
Das Kurfürstentum Sachsen beschäftigte ab 1709 sogenannte Edelsteininspektoren, die das Territorium nach wertvollen Schmucksteinen absuchen sollten. Einer dieser Inspektoren war der Geologe und Mineraloge David Frenzel, der den Chemnitzer Raum auf Edelsteinvorkommen untersuchte. Während seiner Arbeit sammelte er auch Erden von verschiedenen sächsischen Fundorten und siegelte diese. In den naturhistorischen Sammlungen, die aus dem Fürstlich-Schwarzburgischen Naturalienkabinett hervorgingen, haben sich fast 600 dieser Siegelerden-Presslinge erhalten. Sie zeigen zwei gekreuzte Kurschwerter in floraler Umrandung ebenso wie das Kürzel »D.F.«, das auf ihren Schöpfer hindeutet. Vergleichbare gesiegelte Erden finden sich z.B. in Görlitz, Waldenburg, Dresden und Berlin. Der Begriff »Erden« steht in den Geowissenschaften für feinstkörnige unverfestigte Mineralgemische. Minerale sind natürlich entstandene Feststoffe mit bestimmter chemischer Zusammensetzung, deren Atome in einer Kristallstruktur angeordnet sind. Bekannt sind heute 5456 verschiedene Minerale. Mineralische Erden werden seit Menschengedenken gegen innere und äußere Beschwerden verwendet und sind auch unter dem Namen Heil- bzw. Wundererde geläufig. In der Antike war die »Terra sigillata« sehr beliebt, vor allem die »Terra lemnia« von der nordägäischen Insel Lemnos, die unter Einhaltung strenger Rituale hergestellt und mit einem Ziegensymbol gestempelt wurde. Im 16. und 17. Jahrhundert gewannen auch Heilerden anderer Regionen an Bedeutung.
Kooperation mit der TU Bergakedemie Freiberg
Im Rahmen einer Bachelorarbeit an der TU Bergakademie wurde eine mineralogische Analyse der Siegelerden aus der Rudolstädter Sammlung durchgeführt und etwa die Hälfte der Presslinge digitalisiert. Dabei ergab sich eine Mineralzusammensetzung von jeweils mindestens fünf verschiedenen Mineralen, teilweise bis zu 15. Dies lässt den Schluss zu, dass die Siegel direkt aus den Vorkommen, ohne Aufbereitung, hergestellt wurden. Zukünftig wird es wichtig sein, die restlichen Erden zu untersuchen und die Fundort mit dem dazu existierenden, handschriftlichen Katalog abzugleichen. Waren die gesiegelten Erden einst vielleicht als Erdarchiv gedacht, so können sie heute wertvolle Erkenntnisse liefern, bis hin zur Biodiversität im 18. Jahrhundert.
Weiterführende Informationen zu den Siegelerden des Naturhistorischen Museums sowie eine Dokumentation der Erden sind in den Rudolstädter naturhistorischen Schriften 23 nachlesbar.
Das Naturhistorische Museum besteht, mit seinem vorhergehenden Einrichtung des Fürstlichen Naturalienkabinettes, seit über 260 Jahren. Die Sammlungen spannen gleichsam vielfältig über diesen langen Zeitraum und lassen nicht nur Änderungen der Artenvielfalt und -zusammensetzung, sondern auch Wissenschaftsgeschichte lebendig werden.
Im Zuge der Sanierung des Nordflügels der Heidecksburg, soll auch das Naturhistorische Museum neuen Raum gewinnen. Eine Neukonzeption wird aktuell ausgearbeitet. Das Ziel besteht darin, den gesamten Schlossflügel, nicht wie bislang nur die oberste Etage, für die museale Präsentation der größten Sammlung des Thüringer Landesmuseum Heidecksburg zu nutzen. Dabei soll über die Etagen ein Wandeln durch vergangene Zeiten möglich werden, abgerundet in der Weiterentwicklung zu einem modernen Naturkundemuseum. Besonders zentral ist dabei der Gedanke der großen Zusammenhänge der Natur, wie zum Beispiel Alexander von Humboldt sie postulierte. Auch in der Entstehungszeit des hiesigen Naturalienkabinettes war dieser Gedanke bereits präsent, weshalb dessen Gründer, Friedrich Karl von Schwarzburg-Rudolstadt, eine breite Anlage der Sammlungen, ohne jegliches Außenvorlassen bestimmter Bereiche, als besonders wichtig empfand und dies so niederschrieb.
Unterstützen Sie uns bei der Umsetzung dieses Projektes, gerne können Sie uns auch Ihre Anregungen oder Wünsche schreiben. Wir halten Sie bei dem Fortschreiten der Konzeption und Umsetzung auf dem Laufenden!