Ein Blick in die Präparationswerkstatt
»Ist das wirklich echt?« - ist wohl die am häufigsten gestellte Frage, die wir als Mitarbeiter:innen im Naturhistorischen Museum zu hören bekommen. Sicher ist dies in anderen Naturkundemuseen nicht anders. Alle Objekte der Sammlung sind ein Stück Natur und erzählen ihre ganz eigene, oft über viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte währende Geschichte.
Um die Sammlungen adäquat erschließen und bewahren zu können, benötigt es nicht nur das entsprechend ausgebildete wissenschaftliche Fachpersonal, sondern auch handwerkliche Spezialisten, die sich direkt mit dem biologischen Material auseinandersetzen und dafür sorgen, dass die gesammelten Belegstücke der Natur für die Ewigkeit erhalten bleiben - die Präparatoren. Sie sorgen dafür, dass Tiere, Pflanzen oder Fossilien konserviert werden, um sie den entsprechenden Sammlungen zuführen zu können - unverzichtbar, um Präparate anzufertigen, zu betreuen und gegebenenfalls zu restaurieren.
In der mehr als 260-jährigen Geschichte des Naturhistorischen Museums in Rudolstadt wirkten eine Vielzahl von Präparatoren bei der Gestaltung der Exponate. Einige Kustoden präparierten selbst für die Sammlungen, insbesondere wenn es sich um die Konservierung von Insekten handelte. Häufig wurden jedoch externe Präparatoren beauftragt, um eingekaufte Bälge aufzustellen oder die Präparate wurden bereits fertig aufgestellt angekauft. Bemerkenswert ist, dass dabei auch eine größere Anzahl Dermoplastiken von Philipp Leopold Martin ihren Weg in die Rudolstädter Sammlung fand.
Außerdem bedienten sich die Kustoden dem Ankauf über Lehrmittelhandlungen, vor allem der Firma Schlüter aus Halle. Durch die zunehmende Beliebheit der naturwissenschaftlichen Forschungen und somit der biologischen Ausbildung wuchs auch die Beliebheit der Präparate stetig. Erst ab dem Jahr 1969 erhielt das Naturhistorische Museum auf Schloss Heidecksburg einen, später zeitweise sogar zwei hauptamtlich tätige, zoologische Präparatoren.
Heute entstehen durch die Arbeit unserer Präparatorin in den Museumswerkstätten viele neue Tierpräparate. Die Tiere, die in unser Museum gelangen, sind jedoch oftmals Teil einer traurigen Statistik, da sie ihr Leben nur allzu oft als Unfallopfer auf Straßen, Schienen und an Stromtrassen verloren. Die Funktion des Museums als Sammelstelle für Totfunde im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt bringt stetig neue Zugänge in die Sammlung, die nach der wissenschaftlichen Datenaufnahme entweder die Balgsammlung bereichern oder als Dermoplastik für die Dauer- und Sonderausstellungen aufbereitet werden. Der Fundus des Museums liefert somit historische aber auch aktuelle Daten über die Tierwelt der umgebenden Region. Doch auch exotische Arten finden sich in der Sammlung wieder. Was zu Zeiten Friedrich Karls von Schwarzburg-Rudolstadt als Rarität galt (und deshalb besonders begehrt war!), findet heute den Weg über Tierparks, Zoos oder Züchter in die Sammlungen und Ausstellungen.
Einen etwas spezielleren Einblick in die Präparation einer Großdermoplastik findet sich hier - ein Projekt, bei dem unsere Präparatorin die Arbeit im Naturkundemuseum Leipzig unterstützen konnte.
Die zoologische Sammlung des Naturhistorischen Museums umfasst mehrere tausend präparierte Objekte, die seit dem 18. Jahrhundert gesammelt wurden. Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist die Pflege und der Erhalt dieser Präparate in ihrer Historizität. Arbeitsmethoden und Materialien müssen demnach so gewählt werden, dass deren ursprünglicher Zustand nicht verändert wird beziehungsweise die Arbeiten reversibel sind. Die jahrhundertelange Geschichte der Sammlung hat an dem ein oder anderen Präparat seine Spuren und Schäden hinterlassen. Jedes Exponat bedarf einer eigenen Schadensanalyse und einen sich daraus ergebenden Konzept für eine Restaurierung.
Die häufigsten Schäden entstehen mechanisch und durch äußerliche, natürliche Einflüsse. Viele Materialien und Präprarationsmethoden der damaligen Zeit waren langfristig nicht konservatorisch wirksam. Falsche Handhabung und Lagerung ist ein weiterer Schadensfaktor. Typisch sind Federverwirbelungen, abgetrennte Körperteile oder starke Verschmutzungen. Zudem kommen Fraßschäden durch eindringende Schadinsekten, Rissbildungen durch Klimaschwankungen, Ausbleichen durch Lichteinwirkung sowie Versprödung.